Die Tournee

"Ich möchte mich weiter vorne etablieren"

30.10.2017 · 10:24

Der deutsche Hoffnungsträger Andreas Wellinger (22) über seine Ziele, Fanpost und Noriaki Kasais Chancen auf eine Olympia-Teilnahme 2026.

Andreas, du hast in dem Sommer mit paar kleineren Blessuren zu kämpfen gehabt? Wo stehst du jetzt zu diesem Zeitpunkt in der Vorbereitung?

Im Moment schaut es ganz gut aus, das Knie funktioniert wieder deutlich besser und die Sprungform zeigt auch wieder deutlich nach oben. Speziell die letzten Sommerwettkämpfe und die deutsche Meisterschaft waren wieder ganz cool. Das Niveau versuche ich zu stabilisieren und weiter auszubauen, damit ich für den Winter wieder topfit bin.

In der vergangenen Wintersaison ist es am Ende gefühlt nur noch darum gegangen, ob Stefan Kraft gewinnt oder Du? Was gilt es in der kommenden Saison zu ändern, damit du vorne stehst?

Weiter springen und bessere Haltungsnoten bekommen (lacht).

Hast du eine Erklärung für deine Leistungsexplosion während und nach der Vierschanzentournee?

Gute Frage, ich habe im Sommer einfach sehr gut trainiert, besser als die Jahre davor. Dann war es am Anfang des Weltcups mit Platz 25 eigentlich eher durchwachsen, damit war ich nicht zufrieden, weil ich eigentlich der Meinung war, dass ich besser trainiert hatte. Beim Skispringen ist es extrem schwierig, die richtige Form zu finden. Man weiß oft nicht, warum es gerade nicht funktioniert oder macht andersrum Fehler und trotzdem läuft es. Oft sind es einzelne Sprünge, die den nächsten Schritt ermöglichen. Das waren in meinem Fall ein Trainingssprung in Oberstdorf und der Quali-Sprung in Bischofshofen. Diese Sprünge bringen einen wieder nach vorne und am Ende steht man auf dem Podest und fragt sich: Was mache ich anders als in den letzten Wochen?

Mit der Tournee, Olympia in Pyeongchang und der Skiflug-WM in Oberstdorf stehen 2017/18 drei absolute Highlights auf dem Programm. Wie setzt du da deine Prioritäten?  

Es ist unglaublich cool, dass wir drei solche Highlights auf dem Programm haben. Olympia ist natürlich das Ereignis, wo jeder Leistungssportler dabei sein möchte. Dann haben wir die Skiflug-WM im eigenen Land, die man als aktiver Athlet wahrscheinlich nur einmal in der Karriere erlebt. Und die Tournee ist natürlich immer ein Wahnsinnserlebnis, da möchte ich mich auch noch weiter vorne etablieren. Wichtig ist, dass man das Niveau über den ganzen Winter hochhält und dann sind es am Tag X verschiedene Faktoren, ob man dann ganz oben steht.
 

Wie würdest du die Faszination Vierschanzentournee beschreiben?

Es ist diese Tradition des Turniers, dass es seit 65 Jahren gibt und für uns Springer ist es das Privileg, dass wir rund um die Jahreswende soviel Aufmerksamkeit bekommen. Es ist die Kombination aus dieser Begeisterung von außen und dem Anforderungsprofil, dass man über 10 Tage 8 Wettkampftage stark Skispringen muss.

Hast du eine Lieblingsschanze auf der Tournee? Wo ist die Stimmung am besten?

In Bischofshofen bin ich Schanzenrekordhalter, also von daher ist das schon eine meiner Favoriten. Die Stimmung in Oberstdorf und Innsbruck ist schon sehr besonders, das sind richtige Kessel. Aber auch das Fahnenmeer in Garmisch-Partenkirchen ist einfach einzigartig. In Bischofshofen kriegt man durch den langen Anlauf im Wald erst wenig mit, da merkt man es erst unten, wenn man die großartige Kulisse mitbekommt, wieviel da los ist.

Mit wem liegst du im Weltcup auf dem Zimmer?

Ich schlage mir während der Saison mit Stephan Leyhe die Nächte um die Ohren. Wir verstehen uns extrem gut, das ist bei der Zeit, die wir miteinander verbringen einfach essentiell. Er ist nicht nur ein Teamkollege, sondern auch ein guter Freund.
 

Wie vertreibt ihr euch da die Zeit?

Wir spielen viel Karten, das ist einfach ein guter Zeitvertreib und macht viel Spaß. Ansonsten darf man auch einfach mal im Bett liegen bei unserem dichten Programm.  

Du bist einer der absoluten Fanliebling, das merken auch wir auf unseren Social Media-Kanälen. Wieviel Fanpost bekommst du?

(lacht) Da ist schon einiges dabei. Meine Mutter hilft mir dabei, das alles zu sortieren und vorzubereiten, damit wir das dann gemeinsam erledigen können. Es ist einfach extrem cool zu sehen, wieviel Aufwand die Fans betreiben, um mir eine Freude zu bereiten. Ob das jetzt Zeichnungen, Fotobücher sind oder Briefe sind, das ist schon ein tolles Gefühl und das Bearbeiten macht schon sehr viel Spaß.
 

Apropos Fanliebling. Was sagst du zu Noriaki Kasai? Nimmt er die Olympischen Spiele 2026 noch mit?

Bei ihm ist alles möglich. Noriaki ist einfach eine Legende für sich. Man sieht zwar, dass er körperlich nicht ganz mithalten kann. Aber er hat sich in den letzten 25 Jahren so viel Erfahrung und Gefühl angeeignet. Die Ruhe mit der er agiert und wie er die Kräfte zwischen Wind und Skier ausnutzt, da kann sich wirklich jeder etwas abschauen.


Danke für das Gespräch und alles Gute für die anstehende Saison!  



 

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