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„Es ist besser, wenn ich unterschätzt werde“

14.11.2017 · 09:58

Markus Eisenbichler (26) erklärt vor dem Saisonauftakt in Wisla, warum er gerne als Außenseiter gehandelt wird. Zudem blickt er auf den anstehenden Winter und verrät, wer der Schafkopf-König des deutschen Teams ist.

Vierschanzentournee: Markus, wie war der Sommer? Wie lief die Vorbereitung für dich?

 

Für mich lief es eigentlich ganz gut. Ich habe gemerkt, dass es mir sehr geholfen hat, nach der Ausbildung viel zu trainieren. Ich war vorher viel unterwegs und habe gespürt, dass kurz vor dem Sommer Grand Prix etwas die Luft raus war. Daher war es sehr gut, dass wir noch den Lehrgang in Spanien hatten. Es war gerade recht, noch einmal den Kopf ausschalten zu können. Aber jetzt bin ich einfach nur extrem heiß auf den Winter.

 

Wohin soll die Reise in diesem Winter gehen? Auf was hast du den Fokus gerichtet?

 

Natürlich liegt mein Fokus auf den Großereignissen. Aber natürlich genauso auf meinen einzelnen Sprüngen. Ich muss schauen, wo mein Optimum ist. Aktuell bin ich noch nicht ganz da, wo ich mich gerne hätte. Aber das Leben ist leider kein Wunschkonzert. Ich versuche einfach weiter zu trainieren, weiter zu arbeiten und dann bei den Großereignissen voll da zu sein. Persönlich freue ich mich extrem auf die Skiflug-WM im eigenen Land, in Oberstdorf. Das ist für mich das große Highlight. Und dann stehen natürlich auch noch die Vierschanzentournee und die Olympischen Spiele vor der Tür. Aber es ist eigentlich immer das Gleiche. Ich muss einfach schauen, dass ich gut springe.

 

Als erstes Großereignis steht wie immer die Vierschanzentournee an. Du sagst, dass du noch nicht ganz bei 100 Prozent bist. Wie willst du bis dahin deine Topform erreichen?

 

Eigentlich ist es gar nicht so schwierig. Man muss einfach nur ruhig bleiben, immer wieder auf die Punkte aufbauen, die man sich vorgenommen hat und nicht in Hektik verfallen. In der letzten Saison habe ich es genauso gemacht und es hat gut funktioniert. Ob es mir diesmal wieder gelingt, weiß ich nicht. Ich hoffe es natürlich. Aber ich lasse das alles einfach auf mich zukommen. Ich betreibe diesen Sport, weil ich ihn liebe und bin froh, dass ich überhaupt bei den großen Events mitspringen kann.

 

Bei der Tournee 2016/17 gab’s ja zumindest schon einen Tagessieg – auch wenn es nur die Qualifikation war. Traust du dir zu, diesmal auch ganz vorne ein Wörtchen mitzureden?

 

Ja, klar! Es wäre schon ziemlich cool, wenn ich einmal auf dem Podest landen könnte. Beim letzten Mal in Garmisch-Partenkirchen war ich sehr zufrieden, denn ich bin echt gut gesprungen. Ich habe den ersten Sprung ein wenig verpatzt aber der Zweite war ok und dann waren an diesem Tag einfach drei besser als ich. Das muss man dann einfach akzeptieren. Aber dennoch versuche ich voll anzugreifen, denn die Schanze hier liegt mir ziemlich gut. Die Olympiaschanze ist eine meiner Lieblingsschanzen. Aber dennoch kann es auch schnell nach hinten losgehen. Ich muss einfach entspannt bleiben.

 

In Bischofshofen hast du dann im K.o.-Duell Andreas Wellinger besiegt, nachdem du die Qualifikation ausgelassen hast. Nun wurde die Qualifikation revolutioniert und alle Springer müssen antreten. Kommt dir dieser Modus persönlich entgegen oder hättest du lieber alles beim Alten gelassen?

 

Mir persönlich ist es eigentlich egal. Das entscheiden andere. Damals in Bischofshofen kam es mir sehr entgegen, weil ich bei der Qualifikation extrem krank war und im Bett lag. Deswegen hat es mir sehr gut getan, dass ich damals aussetzen konnte. Aber nun ist es einfach so und da muss man auch durch. Normalerweise, wenn man gut springt, dann schafft man die Qualifikation ja auch.

 

Das waren natürlich schon zwei besondere Moment, die du da geschafft hast. Aber was war für dich das absolute Highlight in den vergangenen Jahren bei der Vierschanzentournee?

 

Das war schon vergangenes Mal in Garmisch-Partenkirchen. Beim Neujahrsskispringen im ersten Durchgang als Letzter oben zu sitzen, war für mich schon ein persönliches Highlight bei der Tournee. Die Bude war gerammelt voll und alle haben mich angefeuert. Das hat mich damals persönlich schon sehr beeindruckt.

 

Was geht in so einem Moment in einem vor?

 

Eigentlich nicht viel. Ich freu mich einfach über die Begeisterung der vielen Leute. Aber ich denke in solchen Momenten nicht viel nach. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich diesen Sport ausüben darf. Wenn man dann noch gut in Form ist und den Zuschauern eine gute Show bieten kann, dann ist das einfach cool.

 

Bei der letzten Ausgabe wurdest du während der Tournee zum deutschen Hoffnungsträger. Haben dich die Leute damals vor dem Event unterschätzt und was würdest du ihnen vor diesem Winter sagen?

 

Nichts Anderes, wie sonst auch. Um ehrlich zu sein, ist es mir nicht so wichtig, was die Leute denken. Ich muss mit mir zufrieden sein. Die letzte Saison lief super für mich und das versuche ich beizubehalten. Ob es erneut so läuft, ist schwer zu sagen. Aber grundsätzlich ist es für mich besser, wenn ich unterschätzt werde. Ich mag es nicht, wenn von mir so viel erwartet wird.

 

Wie verbringt ihr den Silvesterabend, wenn am nächsten Tag der Wettkampf auf dem Programm steht?

 

Das ist eigentlich jedes Jahr ähnlich. Wir essen immer zusammen, stoßen an und dann geht’s aber auch zeitig ins Bett. Bei mir war es letztes Jahr dann ziemlich früh, weil ich durch meine Krankheit sehr müde war. In der Regel sind aber auch die Freundinnen dabei. Es ist immer schön, wenn man zum Jahreswechsel Menschen sieht, die man nicht immer um sich haben kann. Auf der anderen Seite ist es aber natürlich auch ein Vorteil, wenn man im Team eine gute Stimmung hat und sagen kann, dass die Teamkollegen Kumpels sind, mit denen man an Silvester gerne zusammen ist. Da kann man dann auch so viel mehr miteinander anfangen. Schafkopf spielen zum Beispiel.

 

Aus welchen Teamkollegen besteht die Schafkopfrunde?

 

Der Andi (Wellinger), der Karl (Geiger), der Rich (Freitag); Es kann bei uns eigentlich jeder und das ist auch ein gewisses Aufnahmeritual bei uns in der A-Mannschaft.

 

Und wer gewinnt in der Regel?

 

Der Andi ist, was das angeht, schon ein kleiner Fuchs. Ich bin eher so der Rechner und schaue wie meine Chancen stehen. Er spielt hingegen immer einfach drauf los. Aber es macht einfach Spaß und das ist die Hauptsache.

 

Danke für das Gespräch, Markus.

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