Die Tournee

"Am liebsten würde ich natürlich immer oben stehen"

14.11.2018 · 10:48

Andreas Wellinger im Interview über sein Leben als Olympiasieger, USA-Reisen und seiner Wunschvorstellung von der neuen Saison.

Andi, wie ist anders das Leben als Olympiasieger?

Ich merke schon, dass ich auf der Straße öfter erkannt werde als früher. Ich sehe es als Privileg, dass ich unsere Sportart so verkörpern darf. Beeindruckend war auch der Empfang bei meinem Skiclub nach Olympia, kleine Kinder mit ganz großen Augen – so lange ist es nicht her, da war ich auch noch so jung und habe die damaligen Sieger bewundert. Das ist schon Wahnsinn.

 

Besteht da nicht auch die Gefahr, dass man ein bisschen abhebt?

Solche Erfolge sind etwas, das mir die ganze Karriere lang bleiben wird – aber sie haben mich als Menschen nicht verändert. Ich kann mich da auch auf mein Umfeld verlassen. Meine Familie und meine Trainer nehmen da kein Blatt vor den Mund, dann heißt es „Wenn du dich noch mal so präsentierst, dann gibt’s Ärger“. Das hält einen auf dem Boden (lacht).

 

Trotzdem war das sicherlich eine Menge zu verarbeiten, oder?

Ja, ich habe irgendwann nach Olympia dann schon gemerkt, dass mein Kopf einfach voll war mit all diesen Erlebnissen. Im März sind mir die Sprünge nicht mehr so einfach von der Hand gegangen. Nach dem Ende der Saison habe ich erst mal einen Urlaub in Mexiko gemacht; einfach mal gar nicht an Skispringen denken zu müssen, war dann auch eine Erleichterung.

 

Und dann ging es ja mit den Stars des FC Bayern auf USA-Reise…  

Ja, das war für mich als FC-Bayern-Fan und Sportbegeisterter eine super Sache. Was die Strukturen im Umfeld angeht, ist der Fußball natürlich ein ganz anderes Universum. Aber es war spannend mitanzusehen, wie die Athleten ihren Alltag so gestalten, dass sie immer zu 110 Prozent Gas geben können. Die Konsequenz und der Ehrgeiz, mit denen zum Beispiel ein Arjen Robben jeden Tag aufs Neue an sich arbeitet – er hat ja in seiner Karriere schon fast alles gewonnen, aber trotzdem will er es immer wieder wissen.

 

Hast du danach auch im Team von dieser Erfahrung berichtet?

Ja, ich habe einen Vortrag dazu gehalten. Eigentlich wollte ich gar nicht so weit ausholen, aber dann gab es noch einige Nachfragen – und schon hatte ich 45 Minuten durch geredet (lacht).

 

Und wie stellst du dir jetzt die neue Saison vor?

Wie ich sie mir vorstelle? Hm, also am liebsten würde ich natürlich immer oben stehen (lacht). Aber da kann ich euch gleich beruhigen, das wird niemals passieren. Spaß beiseite: Ich würde gerne schon mit den ersten Wettkämpfen gut in die Saison finden und dann bei den Höhepunkten noch ein paar Prozent drauflegen. Aber wie es halt immer so ist: Alle wollen oben stehen, nur einer darf es am Ende. Da gilt es für mich, den Mut und die Leichtigkeit zu finden.

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